Tag 57:
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts, aber das sehen Sie ja!
Ja, ihr lest richtig. In den letzten Tagen gab es für uns vor allem eins zu sehen -
Ganz dicken, undurchsichtigen, kalten und feuchten Nebel.
Wie ihr in den Berichten zuvor lesen konntet, steckten wir derweil in Nazare, in dem Surferparadies der ganzen Welt.
Nachdem wir hier am Dienstag den 8.9. noch meinen Geburtstag bei strahlenstem Sonnenschein, dem besten Geburtstagsgeschenk für diese Situation (ein Stand up Paddel Bord) dem leckerstem Essen, Sangria und traumhaften Sonnenuntergang in einer Strandbar genossen haben, wollten wir am Mittwoch (ebenfalls ein traumhafter Tag mit Sonnensein) nur noch auskatern, um dann am Donnerstag morgen um 6 Uhr unsere 64 Seemeilen (etwa 12 Stunden segeln) nach Cascais (kurz vor Lissabon) anzutreten.
Also früh ins Bett, um zum Wecker klingeln am Donnerstag auch fit zu sein.
Gesagt, getan.
Der Wecker klingelt, meine Morgenroutine begann:
Noch 3x snozzeln, langsam aufstehen, anziehen, Pipi machen gehen und die Gardinen aufziehen.
Dann der Schock im Halbschlaf und beim Blick nach draußen!
War da nicht gestern noch ein Boot neben uns?
Aber ja, und es ist auch immer noch da, nur nicht mehr zu sehen.
Nachdem ich Sven gerufen hatte und wir uns zusammen ins Cockpit stellten war klar - das wird heute nichts mit dem langen Schlag.
Dafür müsst ihr wieder wissen, dass die Sonne hier in Portugal derzeit erst so um viertel nach sieben aufgeht und schon um 20 Uhr wieder unter. Durch die ganzen Fischerbojen (siehe letzten Bericht) möchte man es also tunlichst vermeiden im dunkeln, bzw bei Nebel in Häfen rein oder raus zu fahren (in den Bildern haben wir mal versucht euch so ein Feld von Bojen vor Cascais zu fotografieren. Das ist schon echter Slalom). Zudem gibt es hier auch noch hunderte von kleinen Fischerbooten, die weder beleuchtet sind noch über AIS (s. Glossar) verfügen, die wir auch ungerne über den Haufen fahren wollen.
Also wohl doch nochmal schlafen gehen und mittags nur einen kurzen Schlag (24 sm ca. 4 Stunden) bis nach Peniche.
Eigentlich wollten wir das vermeiden, da dies ein riesen Fischereihafen ist, der nur einen Steg für Segler hat, der so platziert ist, dass jeder Fischer daran vorbeifährt und man durchweg am schaukeln ist und seine Fender und Leinen schon arg strapaziert.
Beim nächsten Aufstehen dann so gegen elf (ja wir schlafen immer noch so lange :D) dann die Ernüchterung -
Immer noch keine Sicht nach draußen.
Das war der Start in zwei sehr nervenstrapazierende Tage, denn der Nebel wollte sich entweder nicht verziehen, oder es war schon zu spät zum losfahren.
Außerdem freuten wir uns eigentlich schon seid Tagen auf den Besuch von meiner Freundin Leo und meinen Eltern, die in Lissabon zu uns stoßen wollen. Dies war natürlich auch unser Ansporn nach Lissabon zu kommen, doch das Wetterfenster für die nächste Woche spricht erstmal nur von Gegenwind und Regen.
Das bedeutete, entweder schafften wir den Schlag am Samstag oder wir steckten fest.
Am Freitag (11.09) nachmittags (nachdem wir das dritte mal zur Mole gelaufen sind, um zu schauen wie der Nebel auf See ist) dann die Entscheidung - wenn wir jetzt nicht fahren, schaffen wir es nicht mehr.
Der Nebel lag weiter draußen (durch die Fischer und Bojen sollten wir also unbeschadet kommen) und wenn wir jetzt losfahren würden, schafften wir es gerade noch zu Sonnenuntergang in Peniche anzukommen.
Mit etwas mulmigen Gefühl im Bauch (sehenden Auges in nicht so gute Sicht zu fahren) machten wir also die Leinen los und tatsächlich war es weniger schlimm, als gedacht. Die Sicht war nicht gut, aber ausreichend (2-3sm weit konnte man immer gucken) und in Peniche sind wir passend zum Sonnenuntergang eingekehrt und haben sogar noch den letzten Platz am Steg ergattert.
Dann hieß es hoffen und beten, dass der Nebel am nächsten Tag auch weg bleiben würde und wir die weiteren 8 Stunden nach Cascais schaffen, anstatt mit dem Südwind wieder zurück nach Nazare segeln zu müssen (in Peniche möchte man nämlich definitiv keine Woche abwettern).
Nach einer etwas ruckigen und unruhigen Nacht (Fischer scheinen zu jeder Tages- und Nachtzeit rein und rauszufahren) dann morgens um 6 Uhr wieder die ernüchternde Sicht, von ca 3 Metern. Wir steckten schon wieder im Nebel (s. Bilder). Es war nicht zu fassen - wollte uns da jemand ärgern?
Ein wenig sorgenvoll und hoffnungslos, dass sich dieser Nebel diesmal auch wieder rechtzeitig verziehen würde, ging es also abermals weitere Stunden schlafen.
Beim erneuten Weckerklingeln um 9.00 Uhr dann die Erleichterung:
Es war zwar noch diesig, aber wenn wir die Küste vom Hafen aus sehen konnten, konnte es so schlimm nicht sein.
Also schnelles Büttercken auf die Hand, Motor an und Leinen los.
Da das mit uns noch drei andere Segler taten, beruhigte mich das ungemein nicht die einzigste Bescheuerte zu sein, die bei dieser Sicht raus fährt.
Und ihr werdets nicht glauben -
Es war ein wunderschöner Törn, mit wenig Welle, leider auch ein bisschen zu wenig Wind (wir konnten nur die letzte Stunde segeln) und immer genügend Sicht (was wir vor allem daran gesehen haben, dass wir die Küste nicht aus dem Auge verloren haben und die anderen Segler hinter und vor uns noch erkennen konnten).
Tatsächlich sind wir dann gestern Abend in Cascais, einem sehr, sehr schönen Örtchen angekommen.
Mehr zu dem Örtchen Cascais, unseren weiteren Plänen für die nächsten Zeit und unserem Treffen mit einer ganz persönlichem Reiseführerin (die Cousine einer sehr guten Freundin, wohnt direkt hier und arbeitet hier auch noch als Reiseführerin), erzählen wir euch dann in den nächsten Tagen (dieser Beitrag ist schon so lang, vielleicht sollte ich mal lernen mich kürzer zu fassen?! :D).
Bis bald und viele Grüße aus Cascais
Sven & Diana
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