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Cascais - Das erste Mal ankern!

Ankern vor Cascais
Ankern vor Cascais



Es ist nicht zu glauben aber wir sind schon wieder in einem Ort der Reichen und Schönen angekommen. 



Kaum in Cascais um die Ecke gefahren, schauten wir auf eine traumhafte Ankerbucht in der zu der Zeit wahnsinnig viele Boote lagen (Samstag Abend halt). So entschieden wir uns dazu, erst einmal in die Marina zu fahren, machten dort am Steg vor der Rezeption fest und bekamen direkt wieder den ersten Schock. 


Eine Nacht kostete uns stolze 43 Euro. 

Naja, erst einmal abwarten denn wer weiß, was die Marina dafür nicht alles zu bieten hatte. 


Der Hafenguide sprang ins Schlauchboot und führte uns persönlich zu unserem Liegeplatz (was ein Service). Es ging vorbei an einem wundervollen, offenen und einladenden Teil des Hafenbeckens, in dem wir riesige Luxusyachten bestaunen konnten. 

Am Kai an Land, stand zudem noch ein Boot vom "the Ocean race" (müsst ihr einfach mal googeln. Das sind riesen Boote für eine Regatta rund um die Welt), von dem wir unseren Blick gar nicht mehr lösen konnten.


Der Weg führte uns auf einen graue Betonwand zu und einmal um die Ecke in ein weiteres Hafenbecken - Aha, hier lagen also die "normalen Boote". 


Auch wenn der Ausblick nicht mehr ganz so schön war (mit der Betonwand), waren die Guides beim Anlegen sehr hilfsbereit und wir hatten einen schönen Blick (in die andere Richtung), auf die Hafenpromenade. 


Diese galt es dann natürlich auch direkt zu erkunden. Tatsächlich ist der Hafen in Cascais eine eigene kleine Stadt. 

Restaurants und Bars säumen die Straße und in einem großen Gebäudekomplex gibt es alles, was das Seglerherz benötigt. Viele verschiedene Händler, Reperaturservice und und und. 

Kleiner Haken an der Sache - Es hatte natürlich auch alles wieder seinen entsprechenden Preis. 



Am nächsten Tag konnten wir uns dann mit Sarah treffen (der Cousine meiner besten Freundin). 

Sie wohnt in Cascais, arbeitet ursprünglich als Reiseführerin und hatte natürlich die ultimativen Tipps, Tricks und Vorschläge für uns, was wir hier in den nächsten Wochen noch so alles erleben können. Bei dem weltbesten Tunfischsteak welches wir je gegessen haben (hatte natürlich auch sein Preis), konnten wir zusammen einen wundervollen Nachmittag verbringen und erfuhren, dass wir uns im St. Tropez von Portugal aufhielten (und schon wieder ein Leben wie die Reichen). Das erklärte auf jeden Fall die Preise und die Unterschiede zwischen den Klassen im Hafen.


Ihr werdets nicht glauben, aber sogar Sarah konnte kurz von unserem Besuch profitieren. Denn sie war zwar schon oft im Hafen unterwegs, aber hatte noch nie Zugang nach unten zu den Booten und auf den Steg. 




Nach diesem tollen Treffen entschieden wir uns, am nächsten Tag endlich einmal das Ankern auszuprobieren. 

Erstens, weil die Marina viel zu teuer war (nach Baiona hatten wir das Königsdasein satt :-P) und zweitens, weil die Bucht so super geschützt liegt und immer ein Nothafen in der Nähe ist. So musste ich keine Sorge haben, dass mir irgendetwas passieren könnte (z.B. wenn ein Wetterumschwung kommt, zu viel Wind wird, der Anker nicht hält.ä.).  Von Sarah erfuhren wir am Tag zuvor noch, dass es in Cascais schon ziemlich lange keinen Nebel mehr gegeben hatte, sodass wir uns schon riesig auf zwei unbeschwerte Tage und dann eine tolle Weiterfahrt freuten.




Ihr könnt euch denken, wer uns am nächsten Tag wieder beehrt hat?


Richtig - der Nebel!




Wieder einmal waren wir im tiefsten grau gefangen. Und jetzt? Noch eine Nacht in diesem teuren Hafen bleiben? 


Nein! 

Wir entschieden uns, uns ganz langsam in das Ankerfeld rauszutasten und vertrauten darauf, schon ein gutes Plätzchen mit perfektem Halt zu finden.


Nachdem wir unseren Anker fallen gelassen hatten, nahm ich mir noch eine Stunde Zeit, einfach nur im Cockpit zu sitzen, den Plotter zu beobachten und mich davon zu überzeugen, dass der Anker hält 

(eigentlich nicht nötig, denn als Sven mich beim einfahren gebeten hatte noch einmal rückwärts Gas zu geben, war meine Hand etwas zu ruckartig am Gashebel und er meinte: 

"Der hält die nächsten 2 Wochen").



Nach dieser Wache durfte Sven mich dann mit dem Schlauchboot an Land bringen, damit ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt begeben konnte um für uns Abendessen zu kaufen. Natürlich nur mit dem Kompromiss, dass er an Bord bleibt und da ist, wenn was mit dem Anker ist (ich weiß, etwas paranoid von mir).




Aber die absolut richtig Entscheidung, denn nach 10 Minuten Fußweg,  stand ich in einem absoluten Paradies!


Einem Supermarkt der mindestens doppelt so groß ist wie alle großen Supermärkte bei uns zuhause (z.B Real oder Kaufland) und einfach alllllles beinhaltete (da kann man einfach keinen Mann gebrauchen). 

Egal ob technische Geräte, Haushaltskram, Bastelkram, Fischtheke, Fleischtheke, einen halben Obst- und Gemüsemarkt, in diesem Laden gibt es einfach alles. 

Dafür müsst ihr wissen, dass all die Supermärkte die wir bisher vom Boot aus erreichen konnten, einfach winzig klein waren (quasi Tante-Emma-Läden) in denen man fast nie das bekommen hat, was man gesucht hat (ich hab nicht umsonst einen Quark Öl Teig mit Kokosmagerproteinquark backen müssen :D).


So stand ich da in einer riesen Vielfalt aus Lebensmitteln, bereute kurz das ich Sven nicht doch mitgenommen hatte (wenigstens zum tragen), ehe ich mich genüsslich daran machte Gang für Gang abzuschreiten und zu shoppen.


Naja, Ende meines Einkaufs war, dass ich bei den letzten 7 Gängen abgebrochen hab, da mein Wagen schon kurz vor dem Platzen war und ich mich daran erinnert hatte, dass ich das alles ja gleich auch noch zurück tragen muss. 

Also entschied ich mich dazu, Sven am nächsten Tag doch noch einmal mitzunehmen und schlürte Lebensmittel, für fünf verschiedene Abendessen zurück zum Boot.




Dort angekommen, hielt der Anker natürlich noch herrvoragend und wir hatten einen traumhaften Tag. Immer wenn es zu heiß wurde sind wir einfach Schwimmen gegegangen, wenn wir Bewegung brauchten Stand up paddeln und das alles, ganz ohne andere Menschen und bei unglaublicher Ruhe. 



Tatsächlich ist ankern noch einmal ein ganz anderes Gefühl von Freiheit - 

Sofern der Nebel einen in Ruhe lässt.



Am Abend durfte ich dann aber doch noch einmal kurz die Schattenseiten von zu viel Technik an Bord feststellen. Kaum lagen wir im Bett und wollten schlafen (was mir bei dem Schaukeln eh schon etwas schwerfiel), ertönte Svens Ankeralarm. Kerzengerade saßen wir im Bett um die Meldung zu lesen: "Wenn das Display zu lange aus ist, schaltet sich das GPS aus". 

Also wurde das Handy kurzerhanf auf den Kartentisch an das Ladekabel gesteckt und das Display in dieser Nacht angelassen. 


Gerade wieder im Bett, ertönte der Kartenplotter vom Boot mit einer AIS Sicherheitsmelung, die für uns völlig irrelevant war. 

Als drittes meldete sich die Ankeralarm App auf meinem Telefon, was zur Folge hatte, dass ich sie direkt deinstalliert hab. 

Aber an schlafen, war nach den Adrenalinschüben die nächsten 2 Stunden natürlich erstmal nicht zu denken. 




Am nächsten Tag war es dann wieder soweit, wir waren im tiefsten grau verschluckt und konnten nicht einmal mehr die anderen, ankernde Boote um uns herum erkennen. Leider hielt sich der Nebel an diesem Tag tatsächlich bis zum Sonnenuntergang. 

Ich kann euch sagen, da war sogar ankern deprimierend. 



Am nächsten Morgen löste sich der Nebel (Gott sei dank) so gegen 9 uhr wieder auf, sodass wir nochmal kurz eine Runde "morgen schwimmen" gehen konnten, ehe wir zur Expo Marina aufgebrochen sind. 

Im Gegensatz zu unserem Nachbarboot, welches mit 4 schwedischen Männern in ihren besten Jahren (zwischen 40 und 50 Jahre alt) besetzt war, die es pflegten abends und morgens noch eine Runde nackt baden zu gehen, taten wir dies aber natürlich wie gewohnt mit Badehose und Bikini. 


Ich sag ja, ankern ist ein anderes Gefühl von Freiheit :D. 



Mein Fazit zum Ankern fällt aber tatsächlich sehr positiv aus. Bis auf die etwas unruhigen Nächte ist es ein tolles Gefühl  einfach für sich alleine zu sein und jederzeit alle Vorzüge des Wassers um sich herum genießen zu können.



Mehr zu unserer Fahrt nach Lissabon und die Pläne der nächsten Tage,  gibt es dann wieder im nächsten  Bericht.


Bis bald 


Sven & Diana

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