Tag 68:
Wenn wir eins von Lissabon (Hauptstadt eines Landes und wir vermuteten auch dementsprechend belebt) nicht erwartet hätten ist, dass es einen so ruhigen und wundervollen Stadtteil geben könnte wie der, in dem wir da gelandet sind.
Erbaut bzw. neu hergerichtet zur Expo (Weltausstellung) 1998, ist nicht nur der Hafen gepflegt und freundlich hergerichtet, auch die Umgebung mit seinen kunstvollen Figuren und der Architektur, den Gemälden auf dem Bodenpflaster, einem riesen Einkaufszentrum und wunderschönen Grünflächen/Parks lädt zum verweilen und erkunden ein.
Auch wenn der Hafen zur Hälfte versandet ist und dieser Teil dementsprechend bei tiefster Ebbe für Segelboote nicht mehr nutzbar ist, ist es eine herrvoragende Kulisse für uns, unseren langersehnten Besuch endlich begrüßen zu können.
Nach unserer Tour von Cascais, über den Tejo (Fluss, bei dem vor allem die Fluss Mündung mit ausrollender Atlantikwelle und Windwelle aus Süden, schaukeliger war als gedacht) wurden wir im Hafen unglaublich freundlich empfangen.
Vor der Hafeneinfahrt meldeten wir uns per UKW Funk an und wurden direkt von einem Hafenguide im Schlauchboot empfangen. Dieser führte uns zu einem Liegeplatz, an dem noch zwei weitere Guides warteten, um uns beim Anlegen zu helfen. Kurz hatte ich schon gedacht:
"Da stehen nur so viele, weil eine Frau am Steuer ist."
Dieser Gedanke hatte sich Gott sei Dank schnell wieder aufgelöst, als Thomas (ein deutscher Einhandsegler, den wir schon in Povoa kennengelernt haben) mir am Abend bei einem Bier erzählte, dass auch bei ihm so viele Guides zu Hilfe gekommen sind.
Also vielleicht wirklich einfach Service?!...
Für die nächsten Tage hatten wir uns zuerst einmal vorgenommen etwas am Boot zu werkeln, um die Stadt dann gemeinsam mit unserem Besuch zu erkunden (irgendwas gibt es ja immer zu tun).
Und so startete unser erster Tag in der Expo Marina mit vollem Elan und einem Filmetag im Bett.
Es war das erste Mal in unserem Urlaub den ganzen Tag am regnen und jeder Segler weiß vermutlich was wir meinen, wenn wir sagen:
"Das ist sau gemütlich, wenn draußen um dich herum die Welt untergeht, du das Chaos hörst und im Boot spürst, aber trotzdem wohlbehütet in deiner Koje liegst."
Da konnten wir echt nichts für!
Wir schafften es zumindest, etwas für unser Abendessen einzukaufen und ihr werdets nicht glauben - wir haben uns das erste Mal selbst Suhsi gemacht (was die Bordküche nicht alles so hergibt).
Am zweiten Tag konnte das Werkeln dann aber beginnen. Es wurden die Wassertanks neu abgedichtet, ein Riggcheck (Kontrolle des Mastes etc. indem Sven mich hochgezogen hat) und Leuchtmitteltausch am Ankerlicht gemacht, schon mal Wäsche gewaschen (dass alle Handtücher wieder sauber sind und die Gäste sowas nicht mitbringen müssen) und noch viele weitere Kleinigkeiten.
Ein sehr produktiver Tag, bevor es am nächsten dann zur Endreinigung des Bootes ging (mal eben noch alles schön machen, bevor der Besuch kommt. Ihr versteht schon).
Und dann war es endlich soweit, nach einigen Aufs und Ab's konnten wir am Sonntag den 20.9 endlich unseren ersten, heimischen Besuch mit Leonie (einer sehr guten Freundin von mir) an Bord begrüßen.
Was ein tolles Gefühl - ein vertrautes Gesicht zu sehen, neue Geschichten von Zuhause zu hören und endlich jemandem zeigen zu können, wie toll das Leben an Bord sein kann.
Natürlich hatten wir uns schon die perfekte Aufgabe und den perfekten Einstand zum "Willkommen an Bord" überlegt.
Eine Runde Stand up Paddeln mit Sangriaschale und trinken dabei (wir haben leider keine Karaffe, weshalb es den Sangria aus einer Schale geben musste).
Später sind noch drei weitere Segler zu uns gestoßen und wir hatten einen sehr lustigen, feuchtfröhlichen, ersten, gemeinsamen Abend. Wundervoll.
Am nächsten Tag, gab's dann erstmal einen langen Bummel im Supermarkt (so viele neue Lebensmittel sind halt faszinierend), ehe wir eine zweistündige Bahn und Busreise bis zum Cabo da Roca (Cap) unternommen haben. Alle die uns verfolgen wissen, dass uns so ein Ausblick natürlich nicht genug ist und wir auch zu dem kleinen Strand wollten, den wir von oben gesehen haben.
Eine krasse Wandertour, sehr steil und felsig schloss sich an (es wäre nicht verwerflich gewesen, wenn Leo uns ab diesem Moment verflucht hätte) ehe wir an dem traumhaftesten Strandabschnitt unserer ganzen Reise angekommen sind (siehe Bilder).
Als wir so gegen 22 Uhr (die Sicht durch meine Sonnenbrille wurde schon echt schwierig und meine andere Brille hatte ich natürlich nicht mitgenommen) wieder zurück im Parque das Narcoes waren, gab es noch MC Donalds Futter am Flussufer und nach 25000 Schritten natürlich ein Belohnungsbier an Bord.
So könnt ihr euch vermutlich vorstellen, war auch der dritte Tag sehr Laufintensiv, als wir uns die Altstadt und den Stadtteil "Alfama" mit seinen Sehenswürdigkeiten angeschaut haben.
Am vierten Tag gabs dann aber nochmal die Belohnung und Auszeit. Zusammen mit Sara (zur Erinnernung, die Cousine meiner besten Freundin, welche hier in Cascais wohnt) und ihrer kleinen Familie sind wir eine Runde über den Tejo gefahren und haben ihnen einmal Lissabon von See aus gezeigt.
Ein toller Tag, mit vielen netten Gesprächen, Lachen, Spaß und tollen Fotos.
Wie könnte es anders sein, als das es am Abend natürlich nochmal einen gebührenden Abschied für Leo geben musste. Also ab ins Bar- und Restaurantviertel "Bairro Alto" einmal typisch portugiesisch essen (Oktopus, Sardinen und Paella) und den Abend bei ein oder zwei Drinks ausklingen lassen.
Wer hätte denn ahnen können, dass wir einen geilen irischen Pub finden (seid unserer Hochzeitsreise lieben wir diese), ein nettes deutsches Pärchen kennenlernen und in dieser Bar so versacken, dass wir letztenendes sogar bei Ladenschluss rausgeschmissen werden?!
Völlig unnormal für uns, verpassten wir dann natürlich auch die letzte U-Bahn (wurden also auch hier wieder von der Putzfrau aus dem Gebäude verjagt) und hatten danach die rasanteste Taxifahrt unseres Lebens (wenn mal unter 80kmh auf seinem Tacho in der Stadt stand, war das schon echt ein Wunder). Naja, zumindest waren wir so innerhalb von 7 Minuten zurück bei uns am Hafen, Leo konnte unsere Reling und Bordwand einweihen und wir brauchten nicht einmal mehr einen Absacker an Bord.
Ein gelungener, letzter Abend!
Jetzt gerade ist erst einmal Katerpflege angesagt, ehe wir Leo dann zum Flughafen bringen und meine Eltern abholen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich auf ein Wiedersehen freue und mein Herz jetzt schon ein paar höhere Sprünge macht. Die Aufregung steigt und die Vorfreude auf zehn wundervolle, intensive Tage mit meinen Eltern könnte nicht größer sein.
Vom Ankommen und unseren weiteren Erlebnissen hier in Lissabon, berichten wir euch dann natürlich wieder in den nächstenTagen ;).
Bis bald ihr Lieben
Kommentar schreiben