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Corona im Paradies

Marina Rubicon im Sonnenuntergang
Marina Rubicon im Sonnenuntergang

Tag 120


Natürlich beschäftigt auch uns schon seit ziemlich langer Zeit das Thema "Corona" und vor allem, die weiteren Konsequenzen und Folgen. 


Schon vor unserer Abfahrt zu dieser Reise, hat uns diese Pandamie viel kopfzerbrechen bereitet.



- Sollten wir es wirklich wagen unsere Pläne weiter zu verfolgen, auch auf die Gefahr hin irgendwo festzustecken?


- Was ist, wenn wir irgendwann einmal nach langer Zeit auf See, von Häfen abgewiesen werden und einfach wieder raus fahren müssen? 


- Was passiert, wenn wir uns irgendwo auf der Welt anstecken oder noch viel schlimmer, einer unserer Lieben daran möglicherweise schwer erkrankt und wir sind nicht da?


- Können wir unter diesen Bedingungen unsere Reise überhaupt so realisieren, wie wir es uns immer erträumten?




Diese und noch viele, viele weitere Fragen gingen uns durch den Kopf, bis wir letztenendes zu dem Schluss kamen:


"Besser ein schlechter Tag am Strand, als ein guter im Büro."


Selbst wenn wir ein Jahr lang, in einem Hafen irgendwo auf der Welt, festhängen würden, hätten wir doch alles was wir brauchten vor der Tür.


Das große weite Meer, mit dem damit verbundenem, unglaublichen Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. 




Also schmissen wir (mehr oder weniger) alle Ziele über Bord und dachten uns:


"Dann jetzt eben dahin, wo der (Corona-) Wind uns hinweht. Mal schauen, wie weit die Reise geht!"




Jetzt sind wir schon auf den Kanaren angekommen und haben unser persönliches, kleines, perfektes Paradies schon erreicht. Kristallblaues, 22 Grad warmes Wasser. Jeden Tag die Möglichkeit zu schwimmen und zu schorcheln. 

Wir können uns frei bewegen, Berge besteigen und Sehenswürdigkeiten entdecken. 


Kaum zu glauben, dass wir sooo weit, ohne jegliche Art von Problemen oder gar Einschränkungen gekommen sind. 



Ganz im Gegenteil, erleben wir überall eine besondere Art von Luxus.

In sonst so überfüllten Häfen oder Ankerbuchten, bekommen wir ganz einfach einen Liegeplatz. 

In den beliebtesten Restaurants bekommen wir einfach so, nach Lust und Laune, und ohne Reservierung einen Tisch.

All die Touri Hotspots, bei denen man normalerweise den halben Tag ansteht, können wir "mal eben so" entdecken. 

So schaffen wir es an einem Tag, alle Highlights einer ganzen Insel zu entdecken. 

Die ganzen wunderschönen Aussichtspunkte, bei denen man normalerweise immer 1000 andere Menschen mit auf dem Foto hat, können wir in ihrer ganzen Schönheit und aus tausend verschiedenen Perspektiven fotografieren.



Aber ist das wirklich Luxus?


Finden wir das wirklich soo gut, dass es gerne noch eine Weile so weitergehen kann?


Fehlt es uns hier wirklich an nichts?






Immer wieder werden wir gefragt:


"Wie ist Corona eigentlich bei euch?"


Gerade jetzt, wo es Zuhause schon wieder kurz vor einem Lockdown ist und die Einschränkungen zunehmen, wird uns unsere Freiheit deutlich bewusst.


Klar, tragen wir überall eine Maske (auch beim spazieren gehen) und achten auf unsere Hygiene. Aber wir haben den Luxus, dabei noch etwas erleben und Neues entdecken zu dürfen.


Und dennoch, gibt es auch hier seine Schattenseiten. 

Wenn wir hier ganz alleine, an einer kilometerlangen Promenade entlang schlendern und die ganzen geschlossenen Cafes und Bars sehen, merken wir auch hier, das Corona spuren hinterlässt (hier darf all das noch geöffnet haben).


In den Einkaufsstraßen ist jedes dritte Restaurant und Geschäft aufgrund "Covid19" vorübergehend geschlossen. 

Ganze Supermärkte (am Hafen in Rubicon gleich zwei) sind geschlossen, weil es einfach keinen Bedarf mehr gibt.


Und dann gibt es da natürlich noch die gesellschaftliche Ebene. 


Wie viele Segler hätten wir wohl bis hierher schon getroffen? 

Mit wie vielen davon wohl ein Bier getrunken? 


Auch hier merken wir deutliche Zurückhaltung. Natürlich gibt es hier und da mal einen kurzen Plausch, aber oft bleibt es auch dabei.


Tatsächlich erlebten wir vor ein paar Tagen einen unserer schönsten Abende vor Anker. Nach einem wunderschönen Tag mit Schnorcheln usw. wurden wir auf unser holländisches Nachbarboot eingeladen. 

Hier begrüßten uns dann schon zusätzlich  noch ein schweizer Ehepaar und ein neuseeländisches. Wir quatschen, lachten und tranken, und es war für kurze Zeit alles so wie immer. 

Keine Pandemie, keine Einschränkungen, keine schlechten oder anstregenden Gedanken.


Ein Stück Freiheit und Normalität für uns, wovon viele Zuhause nur träumen und was uns hier immer wieder die Angst vor der sozialen Einsamkeit nahm.




Aber ist genau das, nicht eigentlich falsch?


Sind nicht genau solche fahrlässigen Aktionen und Handlungen das, was die Pandemie weiter füttert und aufrecht erhält.




Immer wieder beklagen wir uns darüber, warum die Kanaren nicht endlich eine Testpflicht einführen?

Die Menschen können nur auf dem See oder Luftweg einreisen und somit natürlich auch die Pandemie.

 

Warum halten die Spanier sich die nicht endlich fern? 


Warum reagiert die spanische Regierung erst so spät und lässt sogar Menschen aus Risikogebieten noch einreisen?



Zugzwang und Angst vor dem Untergang, mögen mögliche Antworten darauf sein.


Viel deutlicher als auf dem Festland wird uns hier immer wieder klar, dass die Menschen hier fast ausschließlich vom Tourismus leben. 


Wie könnte man diesem also die Einreise erschweren? 



Neulich unterhielten wir uns mit einem sehr niedergeschlagenem, arbeitslosen Reiseführer. Seine neue Tätigkeit bestand darin, Frust in einer Bar bei Bier und Zigarette zu bewältigen. 

Er erzählte sehr eindrucksvoll von unendlich vielen Menschen mit Existenzängsten. Die Rücklagen von so vielen Restaurants und Geschäften waren bald aufgebraucht und es waren keine Touris in Sicht.



All diese Tatsachen und Dinge beschäftigen uns in letzter Zeit tatsächlich sehr

Wir können gar nicht so viel shoppen und Essen gehen, wie wir gerne wollen würden um all diese Menschen weiterhin zu unterstützen. 


Denn eins ist einfach unglaublich und macht das schlechte Gefühl irgendwie nicht besser. 


Diese wahnsinnige Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit die uns immer und überall entgegen gebracht wird.

Die Menschen hier sind unermüdlich jeden Kunden wie ein König zu behandeln und ihm das Gefühl, von absolutem willkommen sein zu vermitteln.




Unser Fazit:


Schon oft haben wir in uns irgendwie ein "schlechtes Gewissen" verspürt, dass wir die Menschen zuhause in diesem Chaos wissen und wir hier im Luxus leben.


Aber im gleichen Atemzug ist für uns auch klar, wo wir viel mehr tun können. 

Durch die Distanz nach Hause und zu unseren Liebsten, sind wir schon mal keine Überbringer der Pandemie an all die Menschen die uns wichtig sind. 


Außerdem tun wir hier im Urlaub als Tourist vermutlich deutlich mehr,  für die Gastronomie und all die angeschlagenen Geschäfte, als wir es zuhause während des Alltags je tun würden.



Es ist und bleibt ein spannendes, zermürbendes und heikles Thema aber wir sind uns sicher:


"Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es eben noch nicht das Ende!"

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